Startups & Unternehmertum

Wir brauchen mehr Unternehmer*innen, Gründungen und Geld für innovative Ideen.
Wir brauchen einen Zukunftsfonds für Deutschland!

Startups müssen deutlich besser finanziert werden

Ein wesentlicher Grund für das Zurückfallen Deutschlands im Bereich der Hochtechnologie und der digitalen Geschäftsmodelle liegt daran, dass wir bei Neugründungen von innovativen Unternehmen nicht mehr führend sind. Es gibt durchaus gute Ideen, aber oft fehlt es an den entsprechenden Geldern bzw. Finanzierungsmöglichkeiten. Wie wir jedoch aus der Makroökonomie nicht erst seit der Geldschwemme der EZB im vergangenen Jahrzehnt wissen: Viel hilft viel.  


Leider kommt von diesem Geld viel zu wenig bei den Gründer*innen und ihren Unternehmen bzw. Startups an. Während junge Startups in den USA, Asien und Israel Finanzierungen mit Milliarden von Dollar pro Finanzierungsrunde abschließen, sind in Deutschland Finanzierungsrunden von über €100 Mio. immer noch eine absolute Ausnahme (wenn auch zum Glück in den letzten Jahren etwas häufiger). Ohne die entsprechende Liquidität können jedoch keine globalen Champions entstehen. Im Gegenteil, wenn überhaupt werden sie "nur" zu deutschen oder europäischen Champions, die dann vom amerikanischen Marktführer aufgekauft werden.

Wir brauchen einen €10 Mrd. Zukunftsfonds für Startups

Während die Frühphasenfinanzierung einigermaßen funktioniert, haben wir in Deutschland ein Marktversagen in der Spätphasenfinanzierung. Und das schon seit Jahren. Daher verlieren wir immer stärker den Anschluss. Deswegen muss der Staat einspringen. Wir müssen einen finanzstarken Zukunftsfonds gründen, der Hand in Hand mit privaten Finanziers direkt in innovative Unternehmen investiert, wie ein Late-Stage Venture Capital Fonds. Das Volumen sollte in Summe €10 Mrd. betragen, nach Bedarf auszahlbar. Das vergrößert die Chancen für erfolgreiche und international bzw. global aus Deutschland heraus operierende Gründungen erheblich. Gleichzeitig wird vorhandenes Kapital sinnvoll verzinst angelegt, was bei den aktuellen Nullzinsen ansonsten schwierig ist.

Man bräuchte hierfür keine neuen Schulden aufnehmen. Die Mittel für den Fonds könnten sehr zeitnah mobilisiert werden, z.B. durch den Verkauf von Staatsbeteiligungen an der Post oder der Telekom (diese Anteile haben keinen strategischen Wert für den Staat) oder aus dem €24 Mrd. schweren Atomfonds (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung), der Stand Juli-2019 noch nicht mal die Hälfte seiner Mittel investiert hat und alleine 2018 rund €125 Mio. an Negativzinsen an die Bundesbank respektive die EZB überweisen musste.  

Mitarbeiterbeteiligungen müssen einfacher und attraktiver werden

Gerade aus SPD-Sicht wäre es wünschenswert, wenn mehr Mitarbeiter*innen an den Unternehmen beteiligt würden. Mitarbeiterbeteiligungsprogramme sind beispielsweise in den USA sehr weit verbreitet und sorgen dafür, dass auch "normale" Mitarbeiter*innen von erfolgreichen Unternehmen sehr wohlhabend werden. Wir wollen mehr Mitarbeiter*innen an den Erfolgen ihrer Startups beteiligen. Zudem könnten wir damit einen Teil beitragen zur Gewinnung von Fachkräften. Um die besten Leute konkurrieren wir nämlich mit Startups und großen Tech-Konzernen aus den USA oder Asien. Dort werden sie sehr häufig großzügig an den Unternehmen beteiligt. 

Für einen Mentalitätswechsel bei Großunternehmen 

Gleichzeitig haben wir ein Mut-Problem in den Vorständen und Aufsichtsräten unserer großen Unternehmen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind diese schon lange nicht mehr "inhabergeführt". Anders bei vielen der innovativsten Firmen der USA oder aus China, wie z.B. Google, Amazon, Facebook oder Alibaba. Diese Unternehmen bzw. Unternehmer*innen agieren sehr viel mutiger und visionärer weil ihnen ein signifikanter Anteil der Firmen gehört und sie häufig die Stimmrechtsmehrheit haben. Deshalb müssen sie sich bei mutigen Entscheidungen nicht darum sorgen, entlassen zu werden, wenn der Plan doch nicht aufgeht. Wir brauchen entsprechend auch mehr Risikobereitschaft bei Vorständen und Aufsichtsräten deutscher Großunternehmen. Aber auch die etablierten Mittelständler müssen mutiger werden und die Chancen der Digitalisierung und Globalisierung konsequent nutzen.  

Beispiele für mutige und richtige Entscheidungen sind beispielsweise die Käufe von WhatsApp und Instagram durch Facebook, der Kauf von Youtube durch Google, der Aufbau eines Cloud-Dienstes von Amazon etc. All dieses Dinge hätten auch deutsche Unternehmen tun können. Warum z.B. hat nicht die Deutsche Telekom WhatsApp gekauft, das Teile ihres Geschäftsmodells (SMS) bedrohte? 

Dieses Problem führt dazu, dass nicht nur die innovativsten Unternehmen in anderen Ländern entstehen, sondern auch die nachkommenden innovativen Unternehmen im Zweifel von genau diesen ohnehin schon großen und innovativen Firmen aufgekauft werden, aber nicht von denen, die Innovation so dringend nötig hätten.